Rohstoff

Jörg Fauser

Über das Buch

Der Rohstoff, das Leben, die Wirklichkeit. Jörg Fauser war vierzig Jahre alt, als sein autobiographischer Roman Rohstoff erschien. Drei Jahre später war er tot. Gut, daß er es vorher aufgeschrieben hat, in diesem großen Buch über sein Alter ego, Harry Gelb. Morphiumsucht in Istanbul, Anarchismus in Berlin, Rückkehr nach Frankfurt. Roher Stoff, unbehauen, unverstellt, echt. Leben ist Erleben. Leben ist Schreiben. Wann vorher, wann nachher hat ein Schriftsteller eine ähnlich euphorische Wirklichkeits-, eine ähnlich existentielle Schreibposition vertreten?

"Durch harte Recherche und genaue Beobachtung verlieh er seinen Büchern etwas, was hierzulande nicht eben häufig vorkommt: Authentizität und Realismus, man ist als Leser keineswegs nur auf den Ausgang des Plots gespannt, sondern wird interessiert für Details, für den Alltag und seine Abläufe, für den Untergrund und seine Gesetze. Da wußte einer, wovon er schrieb. Und er schrieb es knapp und karg, schnell und flüssig, so realistisch, wie es hard-boiled fiction eben zuläßt." (Volker Weidemann).

 

ISBN: 978-3-257-07034-7

Fauser erfindet Harry Gelb. Einen seltenen Menschen. In Rohstoff macht er ihn uns zum Geschenk. Grosszügig und beglückend. Fauser lässt Gelb, auf Seite 13, „in Frankfurt/M 50“ aufwachsen. Dort, mit achtzehn, lässt er ihm klar werden, „daß der Beruf des Schriftstellers der einzige war, in dem ich meine Apathie ausleben und vielleicht dennoch aus meinem Leben etwas machen konnte.“ 277 Seiten später, mit Zwischenstopps in Istanbul, Göttingen, München und Berlin liegt Harry Gelb, auf der letzten Seite und eben dort, im Frankfurter Bahnhofsviertel, draussen. „Das war also das Pflaster.“ Und darunter, unter dem Pflaster, liegt mit Fausers Gelb nichts, nicht einmal der Strand. Bis dahin transportiert Harry Gelb, was Fauser am eigenen Leib erlebt hat. „Wir nahmen alles, was wir bekamen… Rohopium... Nembutal… alle möglichen Weckamine… . Ede malte, ich schrieb.“ Erzählt wird des Lebens Lauf zur Persönlichkeit. Vom Mythos zum Roman. Zwischen 1968 und 80/81 sich wissende Wahrheit. Geschichte eben. Alles Übrige ist Irrtum, Trübheit, Meinung, Streben, Willkür und Vergänglichkeit. Absolut mitreißend.  

Michael Stöppler

Michael Stöppler

Soziologe

Frankfurt am Main

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