Ein Schulmädchen, geboren um 1908, erzählt über Vorfälle in seiner Heimatstadt Köln im zweiten Halbjahr 1918. Die Ich-Erzählerin, die ihren Namen nicht preisgibt, weiß gar nicht, warum sie in der Schule einen Tadel nach dem anderen erhält. Auch daheim verursacht das Kind manchen großen Krach. Auf Grund der Streiche des Mädchens dürfen viele Kinder am Ort der Handlung, einer Kölner Vorstadt, nicht mit ihm verkehren.
Die Erzählerin besucht die dritte Klasse und hat Feinde unter den Erwachsenen. Eine solche Feindin ist Frau Meiser, die für das Umgangsverbot verantwortlich ist. Aber die Geschädigte findet sich nicht damit ab, sondern spannt sogar ihren Vater Victor, einen wenig erfolgreichen Geschäftsmann, in den Kampf gegen Frau Meiser ein. Victor wird so zur Konstruktion von Wasserbomben und zu deren gezieltem Abwurf aus größerer Höhe aufs Trottoir angestiftet. Eine von den prall gefüllten Papiertüten zerplatzt prompt auf Frau Meisers Haupt. Zuweilen steht die Erzählerin in Opposition zur Mutter, aber im Grunde haben sich beide lieb. Die Mutter bringt großes Verständnis für die Dummheiten der Tochter auf.
In den Geschichten werden erwachsene Verhaltensweisen im naiv-kindlichen Blick als irrational, unberechenbar und fremd gespiegelt. In der Tradition von Erich Kästners ironisch-satirischem Typus kinderliterarischer Komik, deckt Keun unter der Oberfläche fest zementierte stereotype Verhaltensmuster und scheinheilige Moralvorstellungen auf.
Irmgard Keuns Geschichtensammlung Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften erschien erstmals im Jahr 1936 im Amsterdamer Verlag Allert de Lange, einem der renommiertesten Exil-Verlage. Eben im selben Jahr hatte die Autorin Deutschland verlassen und endlich eine Publikationsmöglichkeit gefunden, nachdem Keuns Romane von den Nationalsozialisten als „Asphaltliteratur“ indiziert und auf die sogenannte Schwarze Liste gesetzt Im Exil lebte und reiste sie zwei Jahre zusammen mit Joseph Roth und kehrte 1940 zurück nach Deutschland, wo sie bis 1945 in der Illegalität lebte.
Nachdem Peter Sarach Keun das Buch empfohlen hat, habe ich mir das Buch persönlich bei Walter König Jr. bestellt.
Werkzeuge, Geld, Dicke, Giftgärten, Seidenkissenbonbons, Gebete, Zauberkönige, Federhalter, Finderlohn. Irmgard Keun's Sprache, eher Worte, katapultieren in vergangene, bekannte Zeiten. Sie löst die genetische Ahnung über das was war aus.
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