Von vielen als reine Propaganda angesehen, bietet die Poesie einen ungehinderten Einblick in die Weltanschauung der afghanischen Taliban. Diese Sammlung von über zweihundert Gedichten knüpft an die afghanische Tradition und die jüngste Vergangenheit sowie an eine lange Geschichte von Persern, Urdu und Paschtu an. Der Kontrast zwischen der Strenge ihrer Ideologie und der langjährigen poetischen Tradition der Taliban ist bemerkenswert. Unerwiderte Liebe, Rache, der Nervenkitzel des Kampfes, der Religion und des Nationalismus - sogar die Sehnsucht nach Gewaltlosigkeit - werden durch Bilder von Wein, mächtigen Frauen und pastoraler Schönheit zum Ausdruck gebracht, die einen faszinierenden Einblick in die Herzen und Gedanken gewähren.

Der Taliban-Vers ist leidenschaftlich und sehr modern in seiner Kritik an Menschenrechtsverletzungen durch alle Konfliktparteien. Ob ein Luftangriff auf eine Hochzeitsfeier beschrieben wird oder die eigene Verantwortung bedauert wird, es geht nicht um Politik, sondern um Identität und eine vollständige, strukturierte, zutiefst widersprüchliche Menschlichkeit.

Es sind solche leidenschaftlichen Beschreibungen - traurig besiegt und wütend, triumphierend, bitter machtlos oder beißend satirisch - und nicht die strengen Argumente der Analytiker, die als Aufzeichnung des Krieges in Afghanistan gelten und Bestand haben werden.