Okay, als Ass war Andrea Petković auch an allen anderen relevanten Stationen des Tenniszirkus. Folglich findet man in diesem Buch auch Kapitel zu Darmstadt, New York, Belgrad oder Paris. Warum also Melbourne? Weil es ihr erstes Turnier nach ihrem literarischen Debüt ist. Und weil Melbourne, wie im Kapitel "Kaleidoskop einer Grand-Slam-Karriere" nachzulesen, der Ort ihres Durchbruchs, der Ohnmacht und eines Kreuzbandrisses ist.

"Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht" ist ein Spiegel des Lebens – und in Melbourne konzentriert es sich in aller Ambivalenz.

Andrea Petković gelingt die Brücke zwischen Sport und Literatur übrigens ausgezeichnet und die ehrlichen Geschichten rund um ihr Leben als Tennisprofi sind oft auch sehr lustig. Zum Beispiel beim Night Clubbing in Belgrad, wo sie ihren Erfolg als Nummer 1 bei Partizan gegen Roter Stern feiert, und beobachtet:

"Während die Frauen aussahen, als hätten sie stundenlang in Badezimmern und Kleiderschränken verbracht, konnte ich mindestens drei Männer ausmachen, die im Trainingsanzug auf der Tanzfläche standen. Ich sah mindestens zwei einen Packen Bargeld in die Höhe halten und unzählige mit fetten Zigarren im Mund und fetten Plauzen über der Hüfte. Auf ihren T-Shirts stand Dolce & Gabbana, Prada und Gucci - und mindestens einmal Ghucci."

In "Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht" nimmt Andrea Petković uns mit in die Welt eines faszinierenden Sports, der so unkontrollierbar und aufregend ist wie das Leben selbst. Sie erzählt Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend in Darmstadt als Flüchtlingskind aus dem ehemaligen Jugoslawien, von herzzerreißenden Begegnungen auf und neben dem Tennisplatz, von ihrer zerrissenen serbisch-deutschen Seele, wilden Nächten, von weiblichen Körpern im Leistungssport – und von ihrer großen Liebe zur Literatur. Klar, David Foster Wallace darf nicht fehlen und tut er auch nicht.