Ein IT-Berater stellt fest, dass die Bank, für die er arbeitet, mitten in Kopenhagen in einem Krater versunken ist. Ein Ehepaar lässt sich in der Wüste Nevadas nieder, wo die Menschen auf das Erscheinen von Außerirdischen warten. Eine Obdachlose findet in den grauen Trümmern Londons ein Zuhause und verliert es wieder. Und unter dem knallblauen Himmel Cancuns tragen scheinbar gefügige Beach Boys den reichen Urlaubern die Sonnenschirme hinterher. Fünf sinnliche, geheimnisvolle Erzählungen über dunkles Begehren und kapitalistische Ausbeutung, über Liebe, Hoffnung und Solidarität in einer unsicheren, technologisch flirrenden Welt, in der Körper, Himmel und Licht die einzigen Konstanten sind. Jonas Eika hat eines jener Bücher geschrieben, die die Literatur an einen neuen Ort führen.
Das Buch von Jonas Eika mit dem Titel "Nach der Sonne" fühlt sich an wie ein kraftvoller Ausbruch aus der Lethargie des Alltags. Schon auf der ersten Seite wird man in den Sog des Lebens der Charaktere gezogen, und bis zur letzten Seite in deren Lebensstrudel gefangen gehalten. In fünf Kurzgeschichten bewegt Jonas Eika etwas in einem als Leser*in : ist man sonst inzwischen fast taub gegenüber all dem Unglück der Welt, beobachtet man in seinen Erzählungen wie in Trance und doch mit wachsendem Entsetzen den Werdegang unserer Welt. Seine Art zu schreiben spiegelt die Hektik und das unaufhaltsame Rasen ohne Rasten unserer globalisierten, kapitalistischen Welt wieder, und man kommt beim Lesen fast selber nicht mehr zu Atem. Im schnellen Tempo der Geschichten findet sich dennoch Zeit für die Beschreibung von flüchtigen Momenten, für die Jonas Eika wie kaum ein Anderer die richtigen Worte findet: „Es war stockfinster, und wir atmeten tief, wussten aber beide, dass der andere nicht schlief. Diese Gewissheit stand als etwas Großes, Allumfassendes im Raum, und wenn sie mich umfasste, umfasste sie auch Alvin.“
Wie im Klappentext passend beschrieben, taucht man ein in eine flirrende Welt und spürt beim Lesen - durch die Geschichte, die Art des Schreibens und das Tempo - ein Pulsieren bis in das Jetzt hinein. Und genau dieser Puls, den Eika mit einer Inbrunst transportiert, ist somit in all dem Dunkeln der Welt, auch Licht. Das Licht und die Stimme einer Generation, die mit dem System nicht mehr einverstanden ist und eine Veränderung einfordert, die sich nicht mehr aufhalten lässt. Wenn man also, vom Widerstand ermüdet, neue Kraft tanken muss - dann ist Jonas Eikas "Nach der Sonne" genau der Funken, der den inneren Widerstand und Kampfgeist wieder auflodern lässt.
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