Unterleuten

Juli Zeh

Über das Buch

Wer nur einen flüchtigen Blick auf das Dorf in Brandenburg wirft, ist bezaubert von den altertümlichen Namen der Nachbargemeinden, von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten. Doch hinter den Fassaden der kleinen Häuser brechen alte Streitigkeiten wieder auf. Und obwohl niemand etwas Böses will, geschieht Schreckliches.

Der bissige Gesellschaftsroman wirft einige Frage auf: Gibt es im 21. Jahrhundert noch eine Moral jenseits des Eigeninteresses? Woran glauben wir? Und wie kommt es, dass immer alle nur das Beste wollen, und am Ende trotzdem Schreckliches passiert? 

ISBN: 978-3-442-71573-2

Die Juristin und Autorin Juli Zeh beschreibt “Dorffunk" als folgendes Phänomen: Menschen reden nicht mit- sondern übereinander, und weben ein Netzwerk aus Geschichten und Erzählungen, welche dann wiederum ihre Handlungen und Entscheidungen beeinflussen. "Wenn ich in Unterleuten eines gelernt habe, ist es dass jeder Mensch sein eigenes Universum bewohnt in dem er von Morgens bis Abends recht hat." Das fiktive Unterleuten präsentiert einen Mikrokosmos der Gesellschaft und liegt irgendwo in Brandenburg. Unterleuten ist ein (Anti-)Heimatroman, in dem die Vorstellungen akademischer Vagabundenexistenzen und einer Dorfgemeinschaft kollidieren und in der Folge erscheint das brandenburgische Dorf exotischer als eine Großstadt auf einem fernen Kontinent.

Gleichzeitig spiegelt sich in Unterleuten die jüngste deutsche Geschichte, das Ende der DDR, die Folgen ihrer Abwicklung und Fehlen ihrer Aufarbeitung. Politische Systeme, patriarchale Familienstrukturen und Religion spielen als Integrations-, und Identifikationsmodelle keine Rolle mehr. Sowohl die heimischen als auch die zugezogenen Unterleutner sind Kollektiven gegenüber misstrauisch, denken und agieren individualistisch und (im besten Falle) selbstverantwortlich. Jedoch mündet ihr radikaler Individualismus in Angst, Orientierungslosigkeit, politischem Verdruss und Eskapismus. Für manche lässt sich die Sehnsucht nach Provinz und der damit assoziierten Geborgenheit und Zugehörigkeit, bzw. Identität mit den vor Ort existierenden Realitäten nicht wirklich vereinbaren und es kommt zu massiven Konflikten.

Sonja Junkers

Sonja Junkers

Kuratorin

Motzen

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