Sonja Junkers

Sonja Junkers

Kuratorin

Sonja Junkers lebt und arbeitet als Kuratorin in Berlin. In der Vergangenheit hat sie eine Sammlung zeitgenössischer Kunst und eine kleine kulturelle Institution in Jordanien aufgebaut. Momentan ist sie Teil des Teams 2038 und betreut die Produktion der Ausstellung für den Deutschen Pavillon auf der Architekturbiennale 2020 in Venedig.

Fiesta

Ernest Hemingway
Fiesta Fiesta Fiesta. Der Roman etablierte Ernest Hemingway als Genie, begründet sein Konzept der "verlorenen Generation" und setzt Pamplona ein Denkmal.

Basierend auf Hemingways exaltiertem Freundeskreis und tatsächlichen Geschehnissen beschreibt Fiesta die Lost Generation, dekadent, desillusioniert und traumatisierte durch das Grauen des ersten Weltkrieges. 1924 macht sich eine Gruppe von trinkfreudigen, feierlustigen Freunden auf die Reise von Paris nach Pamplona. Die kleine Stadt liegt tief im auf seine Unabhängigkeit bestehenden Baskenland, weit weg vom Rest Europas und den Schrecken des Krieges und daher attraktiv für die rast- und ziellos umherziehenden Freunde. Fiesta ist eine Kriegs- aber auch eine Liebesgeschichte.

Jake Barnes, ein amerikanischer Journalist, wurde im Krieg schwer verletzt und dadurch impotent. Er ist in Brett verliebt, eine aristokratische, wunderschöne Femme Fatale. Wegen seiner Impotenz weigert sie sich jedoch, eine Beziehung mit ihm einzugehen, und er ist gezwungen, ihre sexuelle Promiskuität mitanzusehen. In Pamplona besuchen sie die Corrida, die Stierkämpfe während der Fiesta de San Fermin, und ziehen trinkend von Bar zu Bar.

Die loose zusammengewürfelte, ausgesprochen disfunktionale Gruppe von Jake, Brett und ihren Freunden sind unfähig, ihre Gefühle auszudrücken, außer auf destruktive, zynische Art, oder wenn sie völlig betrunken sind - was sehr oft der Fall ist. Sie lassen sich auf oberflächige Affären ein, die sie gebrochen und isoliert zurücklassen, und geraten aus Eifersucht in gewalttätige Faustkämpfe. Der Roman endet mit Lady Brett, die sagt: "Oh Jake… we could have had such a damn good time together", worauf Jake antwortet: "Isn’t it pretty to think so?".

Sonja Junkers

The Red Tenda of Bologna

John Berger|Englische Ausgabe
Das Buch enthüllt und destilliert die Essenz von Bologna. Einschließlich wesentlicher, kulinarischer Betrachtungen.

"It’s an improbable city, Bologna - like one you might walk through after you’ve died.” The red Benda of Bologna ist John Bergers fragmentarisches Memoir über das Essen, die Kunst und die Menschen Bolognas, sowie ein Tribut an einen geliebten Onkel, Edgar, über den er schreibt: "I should begin with how I loved him, in what manner, to what degree, with what kind of incomprehension.” Edgar liebte Bologna, und nach seinem Tod beschließt Berger die Stadt zu besuchen, und beschreibt sie in träumerischen, kleinen Vignetten: "In the Piazza Maggiore some steps lead up to the east face of the Basilica of St. Petronius, which, like many of Bologna's historic buildings, is constructed in brick. For centuries people have sat on these steps to watch what's happening in the square and to notice the minute differences between yesterday and today. I'm sitting on these steps.” Der Titel des kleinen Buches bezieht sich auf roten Leinenstoff, der in der Stadt allgegenwärtig ist: "I want to buy a length of this red tende linen. I'm not sure what I'll do with it. Maybe I only need it to make this portrait. Anyway I'll be able to feel it, scramble it up, smooth it out, hold it against the sunlight, hang it, fold it, dream of what's on the other side." "And in the evenings Pleasure and Desolation take their evening stroll along the arcades and walk hand in hand."

Sonja Junkers

Unterleuten

Juli Zeh
Manchmal kann Idylle auch Hölle sein. Wie das Dorf "Unterleuten" irgendwo in Brandenburg.

Die Juristin und Autorin Juli Zeh beschreibt “Dorffunk" als folgendes Phänomen: Menschen reden nicht mit- sondern übereinander, und weben ein Netzwerk aus Geschichten und Erzählungen, welche dann wiederum ihre Handlungen und Entscheidungen beeinflussen. "Wenn ich in Unterleuten eines gelernt habe, ist es dass jeder Mensch sein eigenes Universum bewohnt in dem er von Morgens bis Abends recht hat." Das fiktive Unterleuten präsentiert einen Mikrokosmos der Gesellschaft und liegt irgendwo in Brandenburg. Unterleuten ist ein (Anti-)Heimatroman, in dem die Vorstellungen akademischer Vagabundenexistenzen und einer Dorfgemeinschaft kollidieren und in der Folge erscheint das brandenburgische Dorf exotischer als eine Großstadt auf einem fernen Kontinent.

Gleichzeitig spiegelt sich in Unterleuten die jüngste deutsche Geschichte, das Ende der DDR, die Folgen ihrer Abwicklung und Fehlen ihrer Aufarbeitung. Politische Systeme, patriarchale Familienstrukturen und Religion spielen als Integrations-, und Identifikationsmodelle keine Rolle mehr. Sowohl die heimischen als auch die zugezogenen Unterleutner sind Kollektiven gegenüber misstrauisch, denken und agieren individualistisch und (im besten Falle) selbstverantwortlich. Jedoch mündet ihr radikaler Individualismus in Angst, Orientierungslosigkeit, politischem Verdruss und Eskapismus. Für manche lässt sich die Sehnsucht nach Provinz und der damit assoziierten Geborgenheit und Zugehörigkeit, bzw. Identität mit den vor Ort existierenden Realitäten nicht wirklich vereinbaren und es kommt zu massiven Konflikten.

Sonja Junkers

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