Anaïs Hüttenbrink, ist eine deutsch-französische Grafikdesignerin. Nach einem Ausflug in die Hamburger Musikbranche trieb es die Münsteranerin nach München, wo sie Kommunikationsdesign studierte und erste Erfahrungen beim SZ Magazin sammelte. Aktuell arbeitet sie für die GQ.
Der Gattopardo ist ein ganz wunderbarer Roman über den Untergang der sizilianischen Aristokratie und den politischen Umschwung Italiens. Er ist eine Familiengeschichte – angelehnt an jene des Autors. Er ist die Quelle der vielzitierten Aussage Tancredis „Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert.“ Und er ist vor allem der Roman, an dem niemand vorbeigehen sollte, der nach Palermo reist, um dem wahren Palermo näher zu kommen. Scharfsinnig beschreibt Guiseppe Tomaso di Lampedusa das Wesen der Sizilianer und entführt den Leser in das Haus der adligen Salinas, nach 1860, in ein Sizilien, das man heute noch in jeder Ecke Palermos zu erkennen meint.
Laurent Binet schreibt Geschichte einfach um: Roland Barthes wird nach einem Treffen mit François Mitterand in der Rue des Écoles umgebracht. Ein Kommissar, der nichts mit Semiotik, Philosophie oder dergleichen am Hut hat ermittelt zusammen mit seinem Assistenten im Kreis der Strukturalisten und Poststrukturalisten und begibt sich mit seiner Peugeot 504 auf eine Irrfahrt durch Paris. Sie verhören Foucault in der Sauna, während dieser sich mit einem Araber vergnügt, landen im berüchtigten Café Flore, begeben sich in das Collège de France zu einer Zeit in der Denker Rockstars waren. In „Die siebte Sprachfunktion“ trifft man auf sie alle: Sollers, Lévy, Kristeva, Althusser. Die Pariser Intellektuellen-Szene der 80er, der Klischee-Kommissar, die Citroën DS, machen diese herrlich clevere Satire, zu einem großartigen Paris-Roman – und das obwohl der Leser auch mal bei Eco in Bologna landet. Grandios!
Lit Cities verwendet Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten. Bitte stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu.
Ich stimme zu