Asta von Mandelsloh (geboren 1994) studierte Philosophie sowie Anthropologie in Berlin und London und arbeitete für Outset Contemporary Art Fund Germany Switzerland. Es folgten Stationen u.a. bei der Sprecherin für Europa- und Außenpolitik, Bündnis 90/Die Grünen, im Bundestag, in New York als kuratorische Assistenz bei Ludlow 38 und am Goethe Institut in Tel Aviv. Seit 2020 ist sie im Masterprogramm Curatorial Studies der Städelschule und Goethe Universität, Frankfurt a.M.
Die Kontraste meines Alltags zu Beginn der Pandemie in einer Hafenstadt am Mittelmeer lassen mich an Anna Seghers Roman „Transit“ denken. Das blitzende Meer, die wärmende mediterrane Sonne, ein Tag nach dem anderen streicht vorüber. Ein Kaffee folgt dem nächsten, dazu der Wein. Ungewissheit liegt in der Luft, viele vertraute Orte sind ihrer Normalität entfesselt. Draußen ist der Körper in ständiger Bereitschaft. Auf unserem Weg zum Strand tauchen zwei Polizeiwagen auf. Es fühlt sich dystopisch an. Unter dem Absperrband durch, die Klamotten vom Körper, noch nie war die Überwindung vor der Meereskälte nebensächlicher. Kleine Nebenstraßen führen uns zurück in die Geborgenheit der eigenen vier Wände, mit der eine bedrückende Langeweile einher geht. Draußen vermischt sich das wiederkehrende Teppichklopfen der Hubschrauber mit dem beruhigenden Rauschen des Meeres. Dazu die monotone Aufforderung aus den Lautsprechern sich nach Hause zu begeben.
Segehrs verbindet in ihrem Exilroman ihre eigenen Erfahrungen mit poetischer Erfindung: Ihre Protagonisten wandeln durchs Leben in einer Zeit dazwischen. Alle, die noch in letzter Minute fluchtartig den Kontinent verlassen wollen, finden sich in der französischen Hafenstadt ein. Es ist der Restposten einer noch auf Freiheit hoffenden Welt, deren Ende mit dem Vormarsch der deutschen Truppen stündlich näher rückt. Auf einer Hetzjagd durch Behörden und Konsulate laufen sich die Charaktere immer wieder über den Weg. Dabei verschaffen sie der Leserschaft einen Eindruck von all dem, was das Leben der Transitäre auf Trab hält. Die Szenen in den Behörden und Bars zeichnen eine Atmosphäre zwischen beeindruckender Leichtigkeit und kaum auszuhaltender Ausgesetztheit gegenüber der drohenden Gefahr.
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