Über das Buch

Nichts sei amüsanter, als einem weltbekannten Wechselbalg zu Leibe zu rücken, muß sich Carl Amery gesagt haben, als ihm der Gedanke kam, endlich etwas für eine genaue Definition des Wortes ‚Provinz‘ zu tun, und wenn es zur Begriffsbestimmung nicht reiche, werde – wie immer in solchen Fällen – eine umfassende Beschreibung gegebenenfalls auch genügen. Daraufhin setzte er siebzehn Autoren unterschiedlichster Beschaffenheit an, versah das ganze Unternehmen mit einem klugen Vorwort und befand, die Provinz habe uns heute alle miteinander überwältigt; es gebe wohl kein Entrinnen. Insgesamt betrachtet beschreibt freilich das Buch einen Bereich, der, so sagen viele Verfasser, eigentlich gar nicht mehr existiere. Aber sie interpretieren das Nichtvorhandene auf eine so liebenswerte Weise, daß man von ihrem Entdeckerglück geradezu mitgerissen wird. (Die Zeit)

Kein Roman, aber dieser Essayband spricht mir aus dem Herz und beschreibt so ziemlich jede Zusammenrottung in Deutschland von Berlin bis Lederhose, Kiel bis Tölz, Mühlheim an der Ruhr bis Giessen par excellence! Fazit: Die deutsche Gesellschaft der 1960er Jahren ist der heutigen recht nah... Provinzpisser, wo immer du hinblickst!

„Das Wort Provinz hat seinen Sinn verloren. Man könnte eine artifizielle Definition herstellen: Orte, die weniger als soundsoviele Einwohner haben, nennen wir Provinz. Aber wer etwas Qualitatives meint: den Gegensatz zum Herzen des Landes, die etwas zurückgebliebenen Landeskinder… irrt. Ob Deutschland provinziell ist, soll nicht so schnell entschieden werden. Auf jeden Fall ist es eine einzige Provinz. Vielleicht werden manche Berliner böse sein. Sie haben Berlin nicht mehr erlebt.“ (Ludwig Marcuse)

Mirko Hecktor

Mirko Hecktor

Kulturmensch

Berlin

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