Nach einem Sanatoriumsaufenthalt kehrt der kindlich-naive und an Epilepsie leidende Fürst Myschkin nach Sankt Petersburg zurück. Schon im Zug lernt er Rogoschin kennen, der von seiner Leidenschaft zu Nastassja Filippowna erzählt. Seine demütige Art wirkt anziehend auf seine von Schuld und Bosheit geprägte Umgebung. Immer weiter verstrickt er sich in die Ränkespiele um die schöne Nastassja und seinen Rivalen Rogoschin. Aus diesem Dreieck kann er sich nicht mehr befreien, Am Ende ist er - wie vor dem Sanatoriumsaufhalt - ein "Idiot", ein heiliger Narr, der dem 19. Jahrhundert einen düsteren Spiegel vorhält.
"Die gesamte Bewegung des Buches gleicht einem ungeheuren Kratereinsturz", schrieb Walter Benjamin über den Roman.
Der Roman ist sehr old school, aber das bin ich auch. 1963 war ich das erste Mal in Sankt Petersburg, dann zum zweiten Mal 45 Jahre später, 2009. Der optische Unterschied war immens, die Fassaden waren bei meinem zweiten Besuch viel schöner und wahrscheinlich dem Stadtbild, das Lew Myschkin bei seiner Rückkehr erwartete, ähnlicher als zu dem der UdSSR. Manche Städte altern besser als andere; bei Sankt Petersburg (vormals Petrograd und Leningrad) bleibt der Blick auf das Wasser und die Weite, die Brücken und das Licht, und alles ist so zeitlos und unvergänglich wie Dostojewskis Sätze.
Lit Cities verwendet Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten. Bitte stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu.
Ich stimme zu