Uwe Kalkowski ist seit 1993 in in der Buchbranche tätig und kennt sie aus den unterschiedlichsten Perspektiven. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse.
Foto: Vera Prinz
Es ist ein brutales Buch. Ein großartiges Buch, mitreißend erzählt. Ein Buch, dass durch die ständigen Perspektivwechsel eine unglaubliche Lebendigkeit und Authentiziät ausstrahlt. Man fühlt die feuchte Hitze, riecht den verrottenden Müll in den Straßen und spürt die Trostlosigkeit allüberall. Man ist entsetzt über die Ausbrüche roher Gewalt und leidet mit, wenn enttäuschte Hoffnungen wie ein Lufthauch vergehen. So wie nach Bob Marleys Friedenskonzert, bei dem er zur Versöhnung zwischen den Gangs und zwischen den Parteien aufrief. Ein angeschossener Bob Marley, denn zwei Tage zuvor kam er bei einem Anschlag nur knapp mit dem Leben davon.
Irgendwann hauchte die DDR ihren letztem Atem aus, es wurde wiedervereinigt, die Treuhand wickelte brachial eine komplette Industrienation ab, mit katastrophalen wirtschaftlichen Folgen bis heute. Es ist das totale Versagen der Politik bei einer einmaligen historischen Chance. Peter Richters Ich-Erzähler bringt es auf den Punkt: „Wir liefen an den Überresten der Feierlichkeiten vorbei. Deutschlandfahnen, Bierflaschen, Erbrochenes. Die Menschen schliefen jetzt. Wenn sie wieder aufwachten, würden sie arbeitslos sein.“
Es ist kein Zufall, dass die Pegida-Aufmärsche in Dresden ihren Anfang nahmen. Peter Richter macht uns das in seinem Buch sehr deutlich: Alles, was wir jetzt gerade erleben, der Ausbruch an Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im realen wie im virtuellen Leben, das alles hat seine Wurzeln in den Schicksalsjahren 1989 und 1990. Und es ist ein Symptom für das, was alles schiefgegangen ist bei der Wiedervereinigung. Nur wollte es zwei Jahrzehnte lang kein politisch Verantwortlicher wissen.
Wer ist B. Traven, der große Unbekannte der Literaturgeschichte? Ein überaus erfolgreicher Autor um die Mitte des letzten Jahrhunderts, der mit seinen Verlagen nur über ein Postfach in Mexiko kommunizierte und dessen Bücher riesige Auflagen erreichten. Eines seiner bekanntesten Werke ist „Der Schatz der Sierra Madre“, das 1947 von John Huston mit Humphrey Bogart in einer der Hauptrollen verfilmt wurde. Genau hier setzt das Buch ein, als der erfolgreiche, in L.A. lebende Klatschreporter Leon Borenstein von seinem Zeitungsverleger nach Mexiko ans Filmset geschickt wird. John Huston dreht dort mit seiner Filmcrew mitten in einer unwirtlichen, wüstenartigen Einöde; angeblich soll die filmische Umsetzung des Romans mit einem Vertrauten B. Travens vor Ort bis ins Detail abgestimmt werden. Leons Aufgabe: Diesen Vertrauten auszuspionieren, um so endlich das Geheimnis um den Schriftsteller zu lösen, dessen Werke spätestens seit dem Beginn dieses Filmprojekts in aller Munde sind, den aber noch nie jemand gesehen hat.
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