Aziyadé

Pierre Loti

Über das Buch

"Ich war allein mit dieser Frau, so ruhig und bewegungslos wie ein weißer Geist. Die Kurege ging vorbei, ich begann rückwärts zu ziehen. Sie streckte ihre Arme in einem Moment aus, als sie entschied, dass wir weit genug kamen. Es war ein Zeichen, dass ich darauf wartete, mich daneben zu setzen. Ich berührte sie. Der erste Kontakt hatte eine positive Schwäche. Lame schlüpfte in die Pantoffeln, in ihren Pantoffeln, bis zu den Fußknöcheln. Ihre Arme voller Bernstein, sie roch nach Rose. diese Perlen, diese eingeklemmten roten Lippen und eine reife Kirsche. Er konnte seine Seele verkaufen, um Zahnfleisch zu essen, das dem Fleisch von ähnelt. (...) Ich sah seine Geliebte mit Bewunderung an. Das laute Rumpeln der Musik und der duftende Shisha-Rauch verursachten langsame Trunkenheit. Leichte Trunkenheit breitete sich nach Osten aus, was bedeutete, die Vergangenheit zu löschen und die schlechten Momente im Leben zu vergessen. "

Aziyadé (1879; auch bekannt als Konstantinopel) ist ein Roman des französischen Autors Pierre Loti. Ursprünglich anonym veröffentlicht, brachte es ihm schnell zu Ruhm und seine anonyme Person hielt nicht lange an. Grundlage sind die Auszüge aus den Notizen und Briefen eines Leutnants der englischen Marine, der am 10. Mai 1876 in türkische Dienste trat und in der Schlacht bei Kars am 27. Oktober 1877 fiel. Das Café Pierre Lôti ist durch den französischen Schriftsteller, der hier 1879 seinen Roman "Aziyadé" schrieb, berühmt geworden. Vom Cafe aus hat man einen herrlichen Blick auf den Unterlauf des Goldenen Horns. 

Für die, die damals nicht reisen konnten oder wollten, schuf der Weltenbummler Pierre Loti ein exotisches Ambiente und bediente das Fernweh seiner Leser. Wer durch Ville de Rochefort kommt, sollte unbedingt das Maison Pierre Loti besuchen. Hinter der schlichten Fassade, südlich der Place Colbert mit ihren repräsentativen Bürgerhäusern, verbirgt sich ein Museum mit den authentischen Wohnräumen des von fernen Ländern inspirierten Romantikers: Orientalische Salons, Teile einer Moschee aus Damaskus mit türkisfarbenen Mosaiken, die originale Grabstele seiner türkischen Geliebten, die er vom Topkapi Friedhof in Istanbul stahl, und ein Minarett.

 

ISBN: 978-3-943157-93-2

Pierre Loti war ein turkophiler, französischer Marineoffizier, der sich zwischen 1876 und 1877 im Osmanischen Reich aufhielt. Aziyadé (1879), ein Briefroman, erzählt die autofiktionale Liebesgeschichte eines Marineoffiziers (dieser trägt den gleichen Namen wie der Autor) vor dem Hintergrund des untergehenden Osmanischen Reiches. In Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) verkleidet sich die Romanfigur Loti als Türke und eignet sich die Landessprache an, um vollständig als Einheimischer durchzugehen. Zugleich reist der Offizier aber auch nach innen, in das exotische Land seines Unbewussten. Mit ihm regrediert im Roman auch das Osmanische Reich.

Obwohl Loti versucht, sein homosexuelles Begehren zu kaschieren, scheint dieses Verlangen doch allgegenwärtig zu sein. André Gide und Jean Cocteau sind sich sicher, dass die verbotenen Liebe zur jungen Haremsdame Aziyadé, die dem Roman seinen Titel gegeben hat, eine gleichsam chiffrierte gleichgeschlechtliche Liebe ist. Diesen schwulen Subtext arbeitet Barthes in seinem Vorwort zu der italienischen Ausgabe von Lotis Roman heraus. Eine für Loti lebensbedrohliche Situation etwa liest Barthes als geglückte Cruisingszene.

Tatsächlich schreibt Loti: „Oft aber bin ich nachts durch die Friedhöfe gestreift und habe dort mehr als eine unerfreuliche Begegnung gehabt. Eines Morgens um drei Uhr früh stellte sich mir ein Mann, der hinter einer Zypresse hervorgetreten war, in den Weg. Er war ein Nachtwächter; er trug einen langen eisenbeschlagenen Stock, zwei Pistolen und einen Dolch bei sich – ich aber unbewaffnet.

Ich begriff sofort, was dieser Mann von mir wollte. Eher hätte er mir Gewalt angetan, als auf sein Vorhaben zu verzichten. Ich willigte ein, ihm zu folgen; ich hatte mir einen Plan zurechtgelegt. Wir liefen an diesen fünfzig Meter tiefen Gräben entlang, die Pera von Kassim Pascha trennen. Er ging ganz nahe am Rand; ich ergriff den günstigen Augenblick und warf mich auf ihn ...“

Der Friedhofswärter verliert daraufhin sein Gleichgewicht und rollt mit einem „schaurigen Geräusch“ den steinigen Abhang hinunter.

Das, wovor Loti sich fürchtet, hat sich bereits ereignet: Die Angst vor der eigenen und fremden Lust zeigt an, dass diese bereits stattgefunden hat. Vielleicht gilt dasselbe auch für die Angst vor dem Tod ...

 

Stimmungen drum herum.

https://www.youtube.com/watch?v=zwqi3vqvDUg

(ab 1:42 min)

„That’s my... Terrible... and alone... and dark. And I’ve lied... about who I am... and where I am. Now no one’ll ever find me ... I always thought it’d be better... to be a fake somebody... than a real nobody.“

 

https://www.youtube.com/watch?v=rbm5YTZ-3uw

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Gürsoy Doğtaş

Gürsoy Doğtaş

Autor & Kunsthistoriker

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