Lukas Kubina

Lukas Kubina

Autor

Lukas Kubina, Jahrgang 1982, ist Autor und Journalist. Er ist Co-Founder von Sorry Press, einem unabhängigen Verlag für Gegenwartsliteratur, und Chefredakteur von Lit Cities.

Under the Volcano

Malcolm Lowry
Malcom Lowry setzt im halluzinatorischen Bewusstseinsstrom des Konsuls die ganze Welt unter Mezcal, bis nicht der Vulkan, sondern die Welt selbst zerbarst.

Als wir letztes Jahr eine Sonderedition "Mezcal Suicidas" gestaltet haben,  zog ich das Buch wieder aus dem Regal. “How, unless you drink as I do, could you hope to understand the beauty of an old Indian woman playing dominoes with a chicken?” Tolle Frage, darum geht es doch! 

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Eternauta

Héctor G. Oesterheld
In Buenos Aires findet eine Invasion statt. Die prophetische Graphic Novel nimmt die Militärdiktatur der 1970er Jahre vorweg, der auch der Autor und seine vier Töchter zum Opfer fielen.

Die prophetische Graphic Novel - sie nimmt die Militärdiktatur in Argentinien vorweg - ist auch in der Covid-19 Pandemie eine aussergewöhnliche Lektüre und ein kraftvoller Appell an die Solidarität. Schon 1957-1959 sagte der Eternauta: "Nadie se salva solo" ("Niemand rettet sich allein"). Die Zeichnungen von Francisco Solano López führen einen durch ein apokalyptischen Buenos Aires, das auch im März 2020 unter Quarantäne steht. Für den Autor Héctor Germán Oesterheld ist die Gruppe der einzig mögliche Held

Lukas Kubina

200D

Christopher Roth
Christopher Roths Roman 200D gilt als Übergangsroman zwischen Beat- und Popliteratur. Nur war er seiner Zeit voraus. Ein wegweisendes Zeitdokument der 80er Jahre in München. Und die "Tour der Leiden" gibt es in München unter neuen Adressen immer noch.

1982 erschien Christopher "Bobby" Roths Roman 200D. Die Story ist schnell erzählt: Der Protagonist kauft sich einen Mercedes 200D und streift währenddessen ein Wochenende durch München: Auf der Tour der Leiden durch Nachtklubs, zum Fischessen in die Romagna Antica oder er geht zum Friseur. Als Personal tauchen einige Figuren jener Zeit auf, z.B. die Film-Machos Klaus Lemke, Bernd Eichinger und Helmut Dietl.

Ich bin kein Zahlenmystiker, aber in diesem Fall muss ich eine Ausnahme machen. 1982 wurde ich geboren. Als ich das Buch 2015 in die Hände bekam, war ich gerade in einen turbulenten Münchner Sommer verstrickt, dem ich, inspiriert von der fabelhaften Zeitkapsel 200D, nein geradezu von ihr gedrängt, schliesslich einen Roman gewidmet habe. Bobby schrieb das Vorwort: "Endlich"

Lukas Kubina

Sibirische Erziehung

Nicolai Lilin
Ein True Crime Roman über die Räuberkultur der Urki, die im Zuge der Säuberungen Stalins nach Transnistrien umgesiedelt wurden.

Hätte ich das Buch vor meiner Fahrt nach Transnistrien gelesen, wäre ich wohl kaum gefahren. So viel "True Crime" kommt einer Reisewarnung gleich, der ich Folge geleistet hätte. Die nachträgliche Lektüre schmeichelt dann dem eigenen Mut.

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Die Hauptstadt

Robert Menasse
In Brüssel laufen die Fäden zusammen – und ein Schwein durch die Straßen. Robert Menasses Buch ist Roman und politisches Manifest zu gleichen Teilen.

Das Schwein gefällt mir am Besten. Danach die Mission des Autors, ein zutiefst proeuropäisches Plädoyer niederzuschreiben. Wer an einem Donnerstag die elitären Kadetten der EU Bürokratie am Place du Luxembourg beim routinierten Abreise Saufen gesehen hat, erahnt, wie schwer einem diese noble Aufgabe fallen kann.

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Blutsbrüder

Ernst Haffner
Der brutale Mitte Roman im Berlin der Weltwirtschaftskrise. Eine Milieureportage des Alltags einer Jugendbande im Klima der Armut und der Angst.

Wer heute in Berlin Mitte über Hipster, Schwaben und das Chicken Buzz jammert, wird schon Recht haben, mit seiner Nostalgie aber kaum diese Zeiten meinen: In Blutsbrüder marodieren am Vorabend der Machtergreifung Jugendbanden durch das von der Weltwirtschaftkrise gebeutelte Mitte. Aufgezeichnet von einem Sozialarbeiter, keine grosse Literatur, aber ein Weg, das King Size zu vermissen.

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14 Tage

Markus Miessen
In 14 Tagen berichtet der Architekt Markus Miessen in Tagebuchform von seiner Thailandreise. Zwei Wochen hat der Autor durchgemacht, was Land und Touristenleute für ihn bereithielten. Für jeden der in Thailand war, erst gar nicht hinwill oder in Betracht zieht, dort Urlaub zu machen. Entspannung pur auf 80 Seiten.

"Was soll das?" wird Arthur Rimbaud im Vorwort zitiert. Das ist die zentrale Frage. 14 Tage empfiehlt sich vor der Buchung einer Rucksackreise nach Thailand zu lesen. Oder nachdem man sie überstanden hat. Das Taschenbuch passt zwar in jeden Rucksack und wiegt nicht viel, nur landet die Backpack Idee nach "14 Tage" wohl eher wieder im Keller.

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Die Verachtung

Alberto Moravia
Die Verachtung (Il disprezzo) ist ein italienischer existenzieller Roman von Alberto Moravia, der 1954 erschien. Er diente 1963 als Grundlage für den Film Le Mépris von Jean-Luc Godard. Der mittellose Schriftsteller Riccardo möchte über Arbeiten für den Film zu Geld kommen, um seiner Frau Emilia den Wunsch nach einem Eigenheim zu erfüllen. Der Produzent Battista lädt das Paar in seine Villa auf Capri ein, wo Riccardo mit dem deutschen Regisseur Reingold ein Drehbuch zur Odyssee schreiben soll. Die Beziehung zwischen Penelope und Odysseus verquickt sich mit derjenigen zwischen Riccardo und Emilia.

Klar, es fällt schwer, ein Buch von Alberto Moravia hervorzuheben und dann nicht einmal in seinem Kolosseum Rom zu verorten. Il Disprezzo also. Dank der Verfilmung von Jean-Luc Godard blitzen sofort die Bilder der Villa Malaparte, der vernichtende Blick von Brigitte Bardot und Fritz Lang als Reingold auf. Natürlich besticht "Die Verachtung" aber auch ohne diese glitzernde Unterstützung. Der scheinbar unüberwindbare Gegensatz von intellektuellem Feinsinn und grässlichem Reichtum findet hier eine Auflösung, die man auch heute noch in der krachenden Capri Sonne zwischen Boutiquen Laufsteg und dem I Fortini Wandweg, der Terrasse des Hotel Quisisana und dem alten Kater Hiddigeigei, der Piazza und der Walter Benjamin Tafel und Lenin Statue spüren kann. Alberto Moravias Bücher seien "von brennender Aktualität", "wie Sonnenbrand" schwärmt der Schriftsteller Albert Ostermaier. Und mit Sonnenstich kenne ich mich schliesslich aus.

Lukas Kubina

Stadt Land Kneipe

Giuliano Bonelli
Ein Episodenroman im permanenten Kneipenzustand zwischen Berlin und der bayrischen Provinz.

Garantiert genderunsensibel, pointenreich, krass stereotyp und coronafrei! Sorry.

Lukas Kubina

Otto

Dana von Suffrin
Eine lakonische Erzählerin und ihr Vater, ein Siebenbürger Jude treffen in diesem Roman aufeinander. Otto, der starrköpfige Familienpatriarch wird zum Pflegefall und seiner Tochter, die ihn ein Leben lang loswerden wollte, fällt der Abschied schwer.

Ich liebe Otto!

Lukas Kubina

Spitzenreiterinnen

Jovana Reisinger
Jovana Reisingers Protagonistinnen heißen wie Frauenzeitungen und scheitern an ihrem Perfektionismus. Bissig, köstlich und entsetzlich.

Am Besten im Austernkeller lesen. S. 39 / Lisa feiert Geburtstag.

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Weitere Profile

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